Gehäuse für die Retro Gaming Station aus dem 3D-Drucker

Nachdem Benjamin im Weihnachtsbeitrag erklärt hat, wie man einen Raspberry Pi zu einer Retro Spielekonsole verwandelt, möchte ich euch erzählen, wie man es nun schafft, dem Ganzen den passenden Look zu verleihen.

Das Stichwort ist: 3D-Druck.

Zunächst stellt sich einem die Frage: „Wie komme ich an einen 3D-Drucker?“

Der 3D-Drucker

Eine Option ist es, ein Modell bei einem 3D-Druckservice in Auftrag zu geben. Nach dem Modellupload dauert es meist nur wenige Tage, bis man sein Exemplar im Briefkasten hat. Das ist natürlich sehr komfortabel, aber sollten Maße nicht gestimmt haben oder sonst etwas nicht passen, fängt der Spaß von vorne an – und beim Druck zuschauen kann man auch nicht.

Im Idealfall gibt es aber in der Nähe ein sogenanntes FabLab, oft unterhalten von der Uni (z.B. FabLab der FAU Erlangen). In solchen FabLabs kann man selbst an den Druckern arbeiten und zahlt meist nur ein wenig mehr als den eigentlichen Materialpreis für das Druckmaterial, das sogenannte Filament. Der Vorteil an solchen FabLabs ist, dass oft professionelle 3D-Drucker vorhanden sind und man sich bei Problemen an findige FabLab-Betreuer (oft technisch versierte Studenten) wenden kann. Und das Beste: man kann dem Drucker bei der Arbeit zuschauen und sieht wie das eigene Modell entsteht.

Eine weitere Option ist natürlich die Anschaffung eines eigenen 3D-Druckers. Wenn man schon öfters mit dem Gedanken gespielt hat, ist vielleicht jetzt der richtige Zeitpunkt, um zuzuschlagen. 3D-Drucker namhafter Hersteller kosten durchaus mehrere tausend Euro. Für den bastelaffinen Hobbyanwender gibt es aber durchaus günstige Modelle, oft als Bausatz, die bereits bei 100€ anfangen. Modelle mit einem vernünftigen Druckraum und mit beheiztem Druckbett gibt es für ca. 250€. Nachdem man den Drucker aufgebaut, eingerichtet und justiert hat, kann es auch schon losgehen.
Wir bei Method Park haben Ende 2017 so einen günstigen Druckerbausatz angeschafft. Dieser steht nun im Elektroniklabor und kann von unseren Mitarbeitern auch für private Projekte genutzt werden.

Das Modell

Was noch fehlt ist das Modell. Will man selbst ein Druckmodell entwerfen, benötigt man ein 3D-Konstruktionsprogramm. Kostenlos gibt es z.B. SketchUp von Google, FreeCad oder das browsergestützte Tinkercad von Autodesk. Mit der Hilfe von Tutorials bei YouTube und ein wenig Experimentierfreude ist das erste einfache Modell schnell erstellt.

Schneller geht das Ganze, wenn man auf fertige Modelle zurückgreift. Auf Plattformen wie Thingiverse oder MyMiniFactory stellen Nutzer ihre Modelle kostenfrei zur Verfügung. Sehr oft findet man ein Modell, das den eigenen Vorstellungen schon sehr gut entspricht. Das Modell muss dann nur noch heruntergeladen werden.

Für unsere Retro Gaming Station habe ich mir ein Raspberry Pi Gehäuse in Form eines NES bei Thingiverse ausgesucht. Das Modell ist zwar deutlich größer als der Raspberry Pi selbst, ist aber wirklich mit viel Liebe zum Detail gestaltet und schaut dem NES sehr ähnlich. Schön ist, dass die USB-Anschlüsse an der Rückseite gut zugänglich sind und die SD-Karte über die Klappe an der Front eingesetzt bzw. gewechselt werden kann.

Gehäuse für die Retro Gaming Station aus dem 3D-Drucker | Bildquelle @ Sebastian Kern
Gehäuse für die Retro Gaming Station aus dem 3D-Drucker | Bildquelle @ Sebastian Kern

 

Der 3D-Druck

Das fertige Modell, entweder selbst erstellt oder heruntergeladen, liegt dann als .stl Datei vor. Um diese Datei zu drucken, benötigt man noch die eigentliche Drucksoftware, den Slicer. Auch hier gibt es diverse kostenfreie Programme wie slic3r oder Cura von Ultimaker. Mit dieser Software wird das Modell auf dem Druckbett positioniert und die eigentlichen Druckparameter wie Schichtdicke und Wandstärke können eingestellt werden. Sehr oft findet man auch hier Tutorials oder ganze Setting-Profile für den jeweiligen Drucker, um diesen anzusprechen. Der Slicer zerlegt das 3D-Volumenmodell in einzelne Schichten und berechnet die Bewegungen, die der Druckkopf dafür fahren muss. Der Slicer informiert den Nutzer auch, wenn z.B. Fehler im Modell vorhanden sind oder ob Stützmaterial notwendig ist, weil ein Überhang gedruckt werden soll. Sind keine Fehler vorhanden, muss man das Druckprogramm nur noch speichern und z.B. mittels SD-Karte am 3D-Drucker drucken.

Ein wenig Geduld muss man aber schon mitbringen. Der Druck unseres Raspberry Pi Gehäuses hat ca. 10 Stunden gedauert und knapp 100g Filament verbraucht, was einem Materialwert von knapp 2 € entspricht.

 

Ich denke, unsere Retro Gaming Station schaut nun auch von außen richtig gut aus. Zwar nicht grau, wie das alte NES, dafür in Method Park Firmenfarben.

Viel Spaß beim nachdrucken!