Risiken – Wie mitigiere ich sie? Risikoanalyse – Teil 2

Im ersten Teil haben wir bereits die Risikoanalyse und -bewertung  zu unserem 230V Ladekabel eines Smartphones näher betrachtet. Was machen wir jetzt mit dem Wissen?

Den letzten Stand des ersten Teils zum Thema „Risiken“ seht ihr in der nachfolgenden Tabelle:

Gefährdung Gefährdungssituation Eintritts-wahrscheinlichkeit Schweregrad
Elektrischer Schlag Der Nutzer biegt das Kabel, was zu einem Kabelbruch führt, und steckt es anschließend in die Steckdose. Dabei kommt es zu einer Berührung des Nutzers mit dem Stromkabel an der defekten Stelle. Mittel S4

 

Risikomatrizen zur Risikobewertung

Um das in der Tabelle bereits bewertete Risiko für einen elektrischen Schlag besser einordnen zu können, helfen uns Risikomatrizen:

© Kerstin Stern

Notiz: Ziel von Risikomatrizen ist es, dass spätestens nach der Minderung keine Kreuze mehr im roten Bereich liegen. Falls das nach der Minderung immer noch der Fall sein sollte, muss eine bessere/weitere Minderung für das Risiko gefunden werden.

 

Risiken mitigieren

Wie wir sehen, fällt die Bewertung aktuell in den roten Bereich der Matrix. Das heißt hier müssen wir aktiv werden und das Risiko mitigieren. Also eine Maßnahme finden, um die Eintrittswahrscheinlichkeit und/oder den Schweregrad zu minimieren:

Gefährdung Gefährdungssituation Eintritts-wahrscheinlichkeit Schweregrad Maßnahme
Elektrischer Schlag Der Nutzer biegt das Kabel, was zu einem Kabelbruch führt, und steckt es anschließend in die Steckdose. Dabei kommt es zu einer Berührung des Nutzers mit dem Stromkabel an der defekten Stelle. Mittel S4 Das System stellt ein Textilkabel bereit.

Notiz: Eine gefundene Maßnahme stellt eine Anforderung an das System dar und wird somit auch in die Systemanforderungsspezifikation aufgenommen. Damit sehen wir, dass eine Verbindung zwischen Risiken und den Anforderungen besteht.

 

Erneute Risikobewertung

Nachdem nun eine mögliche Maßnahme gegen die Gefährdung gefunden wurde, wird das Risiko neu bewertet. Durch ein Textilkabel wird die Eintrittswahrscheinlichkeit verringert:

Gefährdung Gefährdungssituation Eintritts-wahrscheinlichkeit Schweregrad Maßnahme Eintritts-wahrscheinlichkeit nach Minderung
Elektrischer Schlag Der Nutzer biegt das Kabel, was zu einem Kabelbruch führt, und steckt es anschließend in die Steckdose. Dabei kommt es zu einer Berührung des Nutzers mit dem Stromkabel an der defekten Stelle. Mittel S4 Das System stellt ein Textilkabel bereit. Gering

 

Nachdem sich nun die Eintrittswahrscheinlichkeit aufgrund der Maßahme von Mittel (Gefährdungssituation tritt bei 100 Biegezyklen 1 Mal ein) zu Gering (Gefährdungssituation tritt bei 1.000 Biegezyklen 1 Mal ein) verändert hat, wird die Risikomatrix erneut zur Bewertung herangezogen:

© Kerstin Stern

 

Brauchen wir eine weitere Maßnahme?

Wie wir sehen, liegt das Risiko immer noch im roten Bereich. Daher brauchen wir eine weitere Maßnahme:

Gefährdung Gefährdungs-situation Eintritts-wahrscheinlichkeit Schweregrad Maßnahme Eintritts-wahrscheinlichkeit nach Minderung Schweregrad nach Minderung
Elektrischer Schlag Der Nutzer biegt das Kabel, was zu einem Kabelbruch führt, und steckt es anschließend in die Steckdose. Dabei kommt es zu einer Berührung des Nutzers mit dem Stromkabel an der defekten Stelle. Mittel S4 Das System stellt ein Textilkabel bereit.

Das System verwendet ein 5V Ladekabel.

Gering S2

Aufgrund des 5V Ladekabels verringert sich der Schweregrad des Risikos von S4 (dauerhafte oder lebensbedrohliche Verletzung) zu S2 (temporäre Verletzung, die keine medizinische Versorgung benötigt). Ein erneuter Blick in die Risikomatrix verrät uns nun, dass das Risiko jetzt im grünen Bereich liegt:

© Kerstin Stern

Somit haben wir gesehen, dass eine Riskikoanalyse auch ein wichtiger Faktor für die Anforderungen an ein System ist. Durch die spätere Verifikation der Anforderungen durch einen Test wird auch sichergestellt, dass die gefundenen Risikokontrollmaßnahmen den gewünschten Zweck erfüllen.

Außerdem hilft uns die Analyse und Bewertung von Risiken, einen kritischen Blick auf unser System zu werfen und es für den späteren Nutzer so sicher wie möglich zu machen.