Ein stilles Danke – Feedback Benediktiner Style

Beim diesjährigen Sommerworkshop drehte sich alles um unser Jahresmotto „Verlässlichkeit“.

Das fing schon damit an, dass tatsächlich alle Mitarbeiter verlässlich um 13:15 Uhr abfahrbereit in den Bussen saßen, die uns zur Location fuhren – in einer hektischen Bürowelt, in der ein Termin auch mal länger dauern kann und so der oft viel zu eng geplante Anschlusstermin darunter leiden muss, leider keine Selbstverständlichkeit.

Stabile Pfeiler des Miteinanders

Nachdem vor allem die Nürnberger den ersten Schock verkraftet hatten, dass die bis dahin geheim gehaltene Location die VIP-Lounge des Greuther Fürth Stadions war, erwartete uns ein Impulsvortrag von Konrad Stadler zum Thema Verlässlichkeit und welche Analogien dabei zum Kodex der Benediktinermönche bestehen. Man könnte denken, klingt ein wenig hölzern, tatsächlich ist es aber so, dass die Regeln, wie Mönche miteinander Leben und umgehen wollen, gar nicht soweit davon weg sind, wie wir in einem Unternehmen untereinander agieren. Denn egal ob im Kloster oder im Unternehmen, Themen wie Wertschätzung, Respekt und Verlässlichkeit sind überall gerne gesehen und stabile Pfeiler des Miteinanders.

Konrad Stadler beendete seinen Vortrag mit einer kurzen Übung.

Feedback Benediktiner Style

Feedback Karte Dankbarkeit

Wichtigste Spielregel: Während der kompletten Übung wird nicht gesprochen!

Dann sollte jeder für sich die Übung in drei Schritten durchlaufen:

  1. 5 – 10 Minuten Reflexion
  2. 5 – 10 Minuten Karten schreiben
  3. Anschließend Karten übergeben

Die Karten sollten dabei folgendem Muster folgen:

  • Von:
  • An:
  • Dafür bin ich dir dankbar:
  • Dabei hast du mir geholfen:
  • Darauf kann ich mich bei dir verlassen:
  • Das biete ich dir an:
  • Das würde ich mir von dir wünschen:

Wobei nicht alle 5 Punkte ausgefüllt werden müssen.

Zauberhafte Stille

Nach anfänglicher Skepsis und kurzem Gemurmel wurde es plötzlich still im Saal. Es war toll zu beobachten, wie ein Saal voller Menschen auf einmal in Schweigen gehüllt ist – ein fast schon magischer Moment. Nachdem man in der heutigen Zeit Ruhe ja eigentlich kaum noch gewohnt ist – dank Musikstreaming ist stets die aktuelle Playlist auf den Ohren und selbst zum einschlafen zieht man sich eine „Einschlafdoku“ in der ZDF Mediathek rein – hatte man hier auf einmal plötzlich Zeit nachzudenken. Da alle auch die Aufgabe (die fünf Punkte auf der Karte) vor Augen hatten, schweiften die Gedanken aber nicht zum nächsten Urlaub oder dem kurz bevorstehenden Grillbuffet ab, sondern jeder fokussierte sich darauf, was er welchem Kollegen gerne mitgeben möchte.

Nachdem die zehn Minuten der Reflexion verstrichen waren, wurde begonnen, die gerade gesammelten Gedanken auf kleinen Kärtchen festzuhalten. Jeder schnappte sich Papier und Stift und schrieb drauf los.
Jedes Kärtchen erhielt Absender und Empfänger und eine ganz individuelle und teilweise auch persönliche Nachricht für den Anderen. Mindestens einer der fünf Punkte war auszufüllen, man durfte aber auch alle fünf ausfüllen, wenn es für die Person passt.

Leuchtende Augen der Dankbarkeit

Dann ging es ans Übergeben der Nachrichten. Wie Bienen auf der Suche nach Nektar schwärmten die Mitarbeiter aus, um in der Menge den oder die Adressaten auszumachen, um die Botschaft zu übergeben – auch das natürlich ohne zu reden! Das besondere daran, auch die Reaktion der Leute, die eine Karte bekommen haben war non-verbal. Einige Mitarbeiter haben sich erstmal darum gekümmert, ihre Karten loszuwerden um dann in aller Ruhe die erhaltenen Karten zu lesen. Man konnte dann beobachten wie die Leute die Karten lasen, und sich dabei der Gesichtsausdruck änderte – von erfreuter Verwunderung, über echte Dankbarkeit und pure Freude bis zu leuchtenden Augen war alles dabei. Wow! Und noch immer wurde kein Wort gesagt. Die Übung endete mit einer ganz tollen Stimmung im Raum und ich bin auch nach wie vor begeistert, wie gut sie funktionierte.

Exkurs: Warum funktioniert die Übung so gut?

Ich habe mich nach dem Workshop mit einigen Kollegen unterhalten, wie sie diese die Übung erlebt haben und wieso diese so gut funktioniert hat.

Wir sind zu drei Schlussfolgerungen gekommen:

  1. Eigentlich hat jeder Mitarbeiter einen Kollegen, dem er für irgendetwas dankbar ist, oder dem er irgendetwas anbieten kann; d.h. die Wahrscheinlichkeit dass jemand leer ausgeht, ist gering.
  2. Wir haben Zeit. Einmal um darüber nachzudenken, wem wir eine Karte schreiben wollen und was wir der Person mitgeben wollen, und wir haben auch genügend Zeit um unsere Gedanken sinnvoll auf Papier zu bringen.
  3. Wir übergeben die Nachricht in Form einer Karte, d.h. wir müssen uns nicht überwinden unsere Nachricht auch noch jemandem direkt ins Gesicht zu sagen. Und wir bekommen auch keine direkte verbale Antwort. Also müssen wir auch keine Angst vor der direkten Reaktion haben.

Positives Feedback & Dankbarkeit in den Alltag integrieren

Gerade weil die Übung uns so schön vor Augen geführt hat, wie gut Lob, Wertschätzung und Dankbarkeit funktionieren und wie einfach es ist, diese zum Ausdruck zu bringen, sollte jeder für sich daran arbeiten, wie diese Werte in den Alltag integriert werden können – es ist nämlich gar nicht so schwer und bewirkt so viel. Aus diesem Grund haben wir in der Firma nach dem Sommerworkshop Kudo Cards ausgelegt, damit die Themen Wertschätzung, Dankbarkeit und Anerkennung ganz konkret und bewusst im Alltag ihren Platz finden.