Backups in der Cloud

Backups richtig machen

Ich habe im Laufe der Zeit Unmengen an Daten gesammelt. Urlaubsbilder, Videos, digitale Kunst und einiges mehr. Daten, die ich nicht regelmäßig verwende, die ich trotzdem aber nicht verlieren möchte.
Von wichtigen Daten legt inzwischen fast jeder eine oder zwei Kopien an. Oft ist wenigstens eine davon auch online, in einem der vielen Cloud-Speicherdienste. Nur habe ich immer wieder das Problem: Der Speicher ist voll. Eigentlich sollte ich mehr sichern, aber extra Speicherplatz kann teuer werden.
Und natürlich mache ich auch Backups. Schließlich möchte ich nicht, dass durch einen technischen Fehler, Malware oder ein unbedachtes Löschen meinerseits mein System unbrauchbar wird und ich alles neu installieren muss. Damit bin ich doch gut abgesichert, oder?

Backups und Lebensdauer von Speichermedien

Die Antwort ist: ja und nein. Ein Backup zu haben ist besser als nichts. Aber wirklich sicher ist es bei mir auf der Festplatte auch nicht. Und damit die Backups nicht zu groß werden, beinhalten sie bei mir auch nur die wichtigsten Daten und das minimal lauffähige System. Diese Backups sind allerdings immer noch zu groß, um sie vernünftig auf USB-Sticks zu sichern. Also müssen die guten alten Magnetspeicher her. Die sind zwar langsam, aber bieten viel Platz im Vergleich zu den Anschaffungskosten.
Allerdings sollte man Magnetspeicher alle fünf bis maximal zehn Jahre durch neue ersetzen, denn sie haben ein Problem: Die Magnetisierung wird mit alterndem Material schwächer. Davon sind zwar oft nur einzelne Sektoren und kleine Bereiche betroffen, dennoch können die Auswirkungen ärgerlich bis problematisch sein. Ein noch größeres Problem kann bei der Mechanik auftreten: Wer schon einmal eine Festplatte hatte, die ein regelmäßiges Klicken von sich gegeben hat oder gar nicht mehr anlaufen wollte, kennt wahrscheinlich das Gefühl alle Dateien auf einer Platte zu verlieren. Und da sie ja extra viel Speicherplatz hat, wird die Situation nur schlimmer.

Backup ‚Best Practices‘

Hard Drive

Um erst gar nicht in solch eine Falle zu tappen, gibt es einige Best Practices, die bei Backups empfehlenswert sind:
  • Backups sollten regelmäßig ausgeführt werden ‒ auch bei einem Backup kann einmal etwas schiefgehen
  • Ein Backup ist nur so sicher wie sein Speicherort ‒ um ein System gegen Verschlüsselung (z.B. durch Ransomware) oder Löschung zu sichern, muss die Sicherung außerhalb des Systems gelagert werden: beispielsweise auf einem USB-Stick, einer externen Festplatte oder online.
  • Datenträger, die Backups enthalten, sollten regelmäßig auf Verschleiß geprüft werden.
  • Bei wichtigen Backups sollten immer mindestens zwei Kopien vorhanden sein ‒ so kann eine Kopie unbrauchbar werden und das Backup erfüllt weiterhin seinen Zweck.
  • Alle Backups sind „wichtige“ Backups in Bezug auf das obige Best Practice ‒ warum ein Backup von etwas machen, das nicht wichtig ist? Wenn Daten es wert sind, in einem Backup zu landen, dann sind sie es wert, richtig gesichert zu werden!
  • u. v. m.

Cloud Backups ‒ eine moderne Lösung

Viele der Best Practices lassen sich ohne weiteres Zutun einfach mit Cloud-Lösungen umsetzen. Der Anbieter gibt dir als Nutzer die Garantie, dass deine Daten nicht verloren gehen oder beschädigt werden. Die Daten sind nicht auf dem Originalcomputer und somit geschützt. Bei fast allen Onlinespeichern sind Daten mehrfach repliziert, ohne dass du dich darum kümmern musst. Das klingt doch fast zu perfekt, irgendwo muss da doch ein Haken sein?
Ein, zwei kleine Häkchen gibt es tatsächlich, und die möchte ich nicht verschweigen.

Nachteile von Cloud Backups

Wie auch die Best Practices, sind diese Nachteile keine erschöpfende Liste, sondern eher eine Zusammenfassung der größten Unannehmlichkeiten und Bedenken:
  • Gerade bei großen, initialen Backups kann der Upload wirklich sehr, sehr lange dauern
  • Um ein Backup hochladen zu können, braucht man eine stabile Internetverbindung
  • Noch wichtiger als der Upload: Auch der Download kann lange dauern, und benötigt eine stabile Verbindung.
  • Je nach genauer Backup-Lösung wird ein funktionierender Computer benötigt, um das Backup aus der Cloud herunterzuladen (z.B. bei AWS Glacier)
  • Die Daten könnten prinzipiell von Dritten eingesehen werden ‒ es schadet nicht, Backups in der Cloud zu verschlüsseln (was oft automatisch passieren kann)
  • Je nach Menge der Daten und dem gewählten Dienst können durchaus beachtliche Kosten entstehen.

Meine Empfehlung für Cloud Backups

Wie beschrieben gibt es Vor- und Nachteile bei Cloud Backups. Ob sie im Einzelfall sinnvoll sind oder nicht, muss jeder selbst entscheiden. Ich persönlich bin mit meiner derzeitigen Lösung sehr zufrieden und möchte sie gerne kurz vorstellen:
Die Amazon-Cloud (AWS) bietet einen Archivdienst mit Namen „Glacier“ (dt. Gletscher) an. Dieser Dienst unterstützt das Aufteilen von Dateien in Teile, sodass auch große Backups von mehreren Terabyte in kleinen Stücken und mit Fortfahrfunktion hochgeladen werden können.
Auch die Preise halten sich in Grenzen: Aktuell kostet „Glacier Deep Archive“ 0,0018 USD pro GB pro Monat. Wenn man selbst Datenträger ordentlich austauscht und mehrere Kopien der Daten hält, wird man die Kosten kaum unterbieten können.
Der große Nachteil bei Glacier, und besonders Deep Archive, liegt in der Zugriffszeit. Wenn man die Daten herunterladen möchte, gibt es bis zu 12 Stunden Verzögerung. Für Fotos und Videos ist das für mich kein Problem, für ein System-Backup schon.
So ein Backup kann man dafür getrost in einen anderen Massenspeicher legen (z.B. AWS S3). Das kostet etwas mehr pro GB, aber die Daten sind schnell abrufbar. Und ein System-Backup sollte sowieso nicht zu groß werden.
Für ein paar Euro im Monat habe ich so meine Fotos und Videos gesichert, die ich nicht oft brauche, aber auch nicht verlieren möchte.
Selbstverständlich gibt es viele andere Services, die ähnlich funktionieren. Eine Marktübersicht sprengt den Rahmen dieses Blogbeitrags, jedoch möchte ich betonen, dass es lohnenswert ist, sich zuerst über Angebote zu informieren!
Markus Otto
Letzte Artikel von Markus Otto (Alle anzeigen)